In dieser Artikelserie stelle ich das Konzept des Self-Empowerments vor. Das Konzept stammt aus dem Buch Self-Empowered Leadership, das ich zusammen mit Jens Bergstein und Felicitas Ritter geschrieben habe. Im Kern bedeutet Self-Empowerment, dass du selbstbestimmt entscheidest, wie du dich als Führungskraft unter Einsatz deiner Stärken und ganz eigenen Lebendigkeit verhältst. Kurz gesagt: Raus aus dem Hamsterrad und rein in die Selbstbestimmung! In Teil 1 habe ich beschrieben, was Führungslust und Führungsfrust bedeuten. In Teil 2 geht es nun um Grundlagen und Hebel von Self-Empowerment bzw. Führungslust.

 

DIE GRUNDLAGE: INNEN UND AUSSEN

Führungslust entsteht nur dann, wenn du dir selbst treu und gleichzeitig auf deine Führungssituation bezogen bleibst. Das bedeutet, dass du deine eigenen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse (= Innen) und die Führungsanforderungen der Situation (= Außen) miteinander verbindest. Du machst das aktiv, bist im Driver Seat und übernimmst Verantwortung für dich und andere. Deshalb kann man ganz grundsätzlich zwei verschiedene Charaktere unterscheiden: Innentypen und Außentypen.

Außentypen haben einen starken Fokus auf die Anforderungen von Vorgesetzten, Kolleg:innen, Mitarbeiter:innen oder Umfeld und versetzen sich empathisch in diese Personen hinein. Allerdings nehmen sie ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen weniger wahr und stellen sich deshalb hinten an. Was durchaus positiv aus Sicht ihrer Umwelt ist, schaffen es Außentypen doch, die verschiedenen Stakeholderperspektiven rund um gemeinsame Lösungen zu moderieren. Gleichzeitig führt dies bei ihnen selbst zu einem Gefühl der Leere und der Erschöpfung. Sie brauchen regelmäßige Auszeiten ohne Anforderungen von Außen, um wieder zu sich selbst zu finden.

Dem gegenüber besitzen Innentypen einen klaren inneren Kompass. Sie gestalten ihre Umwelt, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Das lässt sie in den Augen anderer erfolgreich erscheinen. Auch sie selbst ziehen aus ihrem Erfolg Befriedigung, haben jedoch gleichzeitig Angst davor zu scheitern. Deshalb wollen sie sich und ihre Ideen mit allen Mitteln durchsetzen und gewinnen. Bei ihren Vorgesetzten stehen sie manchmal in der Kritik, da sie die ihnen gestellten Aufgaben nach ihrem eigenen Gutdünken als im Sinne der Organisation lösen. Außerdem respektieren sie die Meinungen und Ideen ihrer Mitarbeitenden und Kolleg:innen aus deren Sicht nicht genügend, was demotivierend wirken kann. Innentypen selber haben wiederum häufig das Gefühl, alleine Aufgaben stemmen und immer wieder um Akzeptanz und Wertschätzung durch andere kämpfen zu müssen.

Gute Führung beschäftigt sich deshalb immer mit beiden Aspekten, Innen und Außen.

 

DIE HEBEL: KOPF, KÖRPER UND HAND

Die Führungshebel Kopf, Körper und Hand helfen dir dabei auf Basis deiner Führungsorientierung mehr Führungslust und schließlich mehr Führungserfolg zu erzielen. Während wir es gewohnt sind, rational mit dem Kopf an Führungssituationen heranzugehen, sind Hand (= Verhalten) und vor allem Körper (=Emotionen) in der Führungskräfteentwicklung bislang vernachlässigte Ansatzpunkte. Dabei ist vor allem unser Körper mitsamt unserer Emotionalität eine Dimension, die für Führungslust von enormer Bedeutung ist. Denn ohne die Integration unseres Körpers in unsere Führung wird Führung emotionslos und für uns selbst unbedeutend.

Für Außentypen beispielsweise impliziert der Führungshebel Körper zuerst ein klares Bewusstsein für ihre eigenen Ziele, Bedürfnisse, Ressourcen und Potenziale zu entwickeln. Das ist der Anfangspunkt, um zu erkunden, wer sie als Führungskraft sind und was sie verkörpern möchten. Innentypen können lernen, sich mit den Perspektiven und Erwartungen ihrer Mitmenschen zu beschäftigen. Das passiert zunächst auf einer intellektuellen Ebene. Von hier aus haben sie die Möglichkeit, sich ihrer eigenen Emotionen und auch denen ihrer Mitmenschen bewusster zu werden. Ebenfalls ist es für Innentypen wichtig, mitfühlen zu können. Viele Studien zeigen, dass wir Emotionen Anderer deshalb erkennen können, weil wir den Gesichtsausdruck und die Körperhaltung unseres Gegenübers automatisch nachahmen. Das geschieht unterschwellig, sodass wir diesen  Mechanismus nicht bewusst wahrnehmen. Durch das Nachahmen können wir die Emotion in unserem eigenen Körper empfinden und erkennen, wie sich das Gegenüber fühlt. Durch die Verbundenheit mit ihrem eigenen Körper, können sich Innentypen also viel klarer in ihre Mitmenschen hineinversetzen.

Am Ende geht es für beide, Außen- und Innentypen, darum, neue Verhaltensweisen und Praktiken zu entwickeln, mit denen sie ihre Führungsvision auf allen drei Ebenen verkörpern und damit für sich und andere erlebbar machen. Gute Führung heißt also, Menschen ganzheitlich auf den drei Ebenen Kopf, Körper und Hand zu betrachten.

Im dritten und letzten Teil der Artikelserie geht es schließlich um praktische Schritte, um dich selbst zu empowern. Noch mehr Informationen zu Self-Empowerment findest du hier: www.sel-workbook.de.